BEKENNTNIS DER GEMEINDE 

Die Zustimmung zu dieser theologischen Erklärung ist Voraussetzung für die Gemeindemitgliedschaft. 

 

1. Das Glaubensbekenntnis 

1.1. Lehrverständnis zur Heiligen Schrift 

1.1.1. Was die Bibel ist 

Wir lehren, dass die Bibel die Offenbarung Gottes ist. Alle 66 Bücher (ohne Apokryphen) sind gleichermaßen in allen Teilen durch den Heiligen Geist eingegeben (2Tim 3,16-17; 2Pet 1,20-21; Heb. 1,1-2). Wir lehren, dass die Bibel die objektive Offenbarung der Lehre Gottes an uns ist (1Pet. 1,23-25; 1Thes. 2,13) und in den Originalschriften absolut fehlerlos und unfehlbar von Gott eingehaucht ist (2Tim. 3,16). 

Wir glauben, dass die ganze Heilige Schrift, Altes und Neues Testament, als christliche Schriften gelten (Röm 15,4; 1Kor 10,6.11; Lk 24,25-27.43-48; 2Tim 3,16-17) und kräftig sind, den Menschen weise zu machen zur Rettung (2Tim 3,15; 1Pet 1,23-25), und nützlich sind “zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, damit der Mann Gottes richtig sei, für jedes gute Werk ausgerüstet” (2Tim 3,16-17). 

Wir lehren, dass Gott in seinem Wort (auch gerade) durch das Zusammenwirken zweier Autoren spricht. Der Heilige Geist hat die menschlichen Autoren geführt. So konnten sie in ihrer individuellen Persönlichkeit und in unterschiedlichen Schreibstilen Gottes Wort für die Menschheit ohne Fehler zusammenstellen und niederschreiben (2Pet 1,20-21; 2Tim 3,16; Hebr 1,1-2; Joh 20,30-31). 

Wir lehren, dass die Bibel die einzige fehlerlose Lehre für den christlichen Glauben und seine praktische Umsetzung ist (Ps 1; Ps 119,11.105; Mt 4,3-11; 7,24-29; Kol 3,16; Heb 4,12). 

1.1.2. Wie die Bibel gelesen bzw. interpretiert werden soll 

Wir lehren die wörtliche, grammatisch-historische Interpretation der Schrift. Wir lehren, dass das erste Kapitel in 1. Mose wörtlich zu verstehen ist und die Schöpfung sich somit in sechs Tagen von jeweils 24 Stunden ereignet hat (1Mo 1,31; 2Mo 31,17). 

Nach unserem Verständnis des Wortes Gottes kann es durchaus mehrere Anwendungen für eine Bibelstelle geben, aber es gibt nur eine gültige Interpretation (Jes 55,11 “...wozu ich es gesandt habe”). Das heißt, eine Bibelstelle kann nie etwas bedeuten, was sie nie bedeutet hat. Die Bedeutung (den Sinn) der Schrift erörtern wir, indem wir die Bibel wörtlich nehmen und die grammatisch-historische Methode gewissenhaft unter der Erleuchtung des Heiligen Geistes anwenden (2Tim 2,15; Esr 7,10; Neh 8,8; 1Kor 2,7-15; 1Joh 2,20). Unter der Erleuchtung des Heiligen Geistes meinen wir nicht, dass er uns etwas Tieferes oder etwas, das versteckt ist, offenbart, sondern dass er uns hilft, die klare Aussage der Schrift zu verstehen, zu glauben und anzuwenden. 

Wer das Wort Gottes verachtet, geht ewig verloren (Heb 2,1-4). 

1.2. Gott 

Die Schrift lehrt, dass es nur einen lebendigen und wahren Gott gibt (5Mo 6,4; Jes 45,5-7; 1Kor 8,4), ein unbegrenzter Geist (Joh 4,24; Ps 115,3), der in allen seinen Eigenschaften vollkommen ist, im Wesen eins ist, ewiglich in drei Personen existiert – Vater, Sohn und Heiliger Geist (Mt 28,19; 2Kor 13,13; Mk 1,10-11; 1Kor 12,4-6) – denen jedem gleichermaßen Anbetung und Gehorsam gebührt. Er ist allwissend (Heb 4,13), allmächtig (Jes 14,26-27; 40,28; 43,12), allgegenwärtig (Joh 1,48; Ps 139,7-12) und ist selbst der Maßstab der Gerechtigkeit (Lk 18,19). 

1.2.1. Gott der Vater

Seine Vaterschaft und sein Wesen 

Die Schrift lehrt, dass Gott der Vater, der alle Dinge nach seinem eigenen Willen lenkt und vollbringt, die erste Person der Dreieinigkeit ist (Ps 145,9-10; 1Kor 8,6). Er ist der Schöpfer aller Dinge (1Mo 1,1-31; Eph 3,9). Als der einzige, absolute und allmächtige Herrscher im Universum ist er souverän in der Schöpfung, Vorsehung und Erlösung (Ps 103,19; Röm 11,36). Als Schöpfer ist er der Vater aller Menschen (Mal 2,10; Eph 4,6), als ein geistlicher Vater aber nur für die Gläubigen (Röm 8,14; 2Kor 6,18). In seinem Ratschluss hat er bestimmt, dass alles, was geschieht, seiner Verherrlichung dienen wird (Eph 1,11-12). Fortwährend erhält, lenkt und regiert er alle Geschöpfe und Ereignisse (1Chr 29,10-13). In seiner Souveränität ist er weder der Urheber noch der Befürworter von Sünde (Hab 1,13; Joh 8,38-47, Jak 1,13-15). 

Er schränkt die Verantwortung moralisch denkender Geschöpfe nicht ein (1Pet 1,17, Röm 1,18-20), deshalb trägt jeder Mensch allein die Verantwortung für seine Taten. 

Seine Teilnahme an der Errettung 

Von den gefallenen Söhnen Adams hat der Vater von Ewigkeit her einige zur Rettung auserwählt, um sie heilig und tadellos vor sich zu stellen (2Thes 2,13; Eph 1,4). Diese Auserwählten hat er auch vorherbestimmt, seine Kinder zu sein: „nach dem Wohlgefallen seines Willens, zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade.“ (Eph 1,5-6). Um seine Auserwählten von der Strafe ihrer Sünden zu erretten, hat der Vater seinen eigenen Sohn in die Welt gesandt, damit er für die Sünden der Welt sterben soll (Röm 8,32; Jes 53,10-12). Gott der Vater ruft alle seine Auserwählten (aus den Juden und Heiden) zur Rettung und zur Erlangung der Herrlichkeit des Herrn Jesus Christus durch das Evangelium (2Thes 2,14). Diese Berufung ist wirksam und führt Gottes Auserwählte immer zum Glauben an Jesus und zur Buße von ihren Sünden (2Tim 1,9; 1Kor 1,22-24; Apg 13,48; 1Pet 2,9). 

1.2.2. Gott der Sohn 

Seine Person 

Die Schrift lehrt, dass Jesus Christus, die zweite Person der Dreieinigkeit Gottes, alle göttlichen Qualitäten besitzt und in allen Eigenschaften ewiglich mit dem Vater gleich ist (Joh 10,30; 14,9). Die Schrift lehrt, dass Gott der Vater in seinem eigenen Willen die Himmel und die Erde und alles, was darinnen ist, durch seinen Sohn Jesus Christus geschaffen hat, durch welchen alle Dinge erhalten und fortbestehen werden (Joh 1,3; Kol 1,15-17; Heb 1,2). 

Die Schrift lehrt, dass Christus mit der Menschwerdung Gottes und für die Dauer seines irdischen Daseins freiwillig auf die unabhängige Ausübung seiner göttlichen Fähigkeiten verzichtete, ohne etwas von seinem göttlichen Wesen abzugeben. Er war, ist und bleibt für immer Gott. In seiner Menschwerdung hat die ewig bestehende zweite Person der Dreieinigkeit alle Merkmale des Menschseins angenommen und wurde somit Gott- Mensch (Phil 2,5-8; Kol 2,9), der die Sünde der Welt trägt (Joh 1,29). 

Die Schrift lehrt, dass Jesus Christus Mensch und Gott in untrennbarer Einheit darstellt (Micha 5,1-4; Joh 5,23; 14,9; Kol 2,9). 

Die Schrift lehrt, dass unser Herr Jesus Christus von einer Jungfrau geboren wurde (Jes 7,14; Mt 1,23-25; Lk 1,26-35); dass Er der ins Fleisch gekommene Gott war (Joh 1,1-14). Der Zweck seiner Menschwerdung lag in der Offenbarung Gottes, der Erlösung der Menschen und der Herrschaft über das Reich Gottes (Ps 2,7-9; Jes 9,6; Joh 1,29; Phil 2,9-11; Heb 7,25-26; 1Pet 1,18-19). 

Die Schrift lehrt, dass die zweite Person der Dreieinigkeit in der Menschwerdung ihre Rechte, Gott gleich zu sein, beiseitelegte, die Stellung eines Sohnes und das für einen Knecht angemessene Dasein annahm, ohne sich dabei seiner göttlichen Eigenschaften zu entledigen (Phil 2,5-8). 

Seine Teilnahme an der Rettung 

Die Schrift lehrt, dass unser Herr Jesus Christus unsere Erlösung durch das Vergießen seines Blutes und durch den Opfertod am Kreuz erreichte und dass sein Tod freiwillig, ersetzend, stellvertretend, versöhnend und erlösend war (Röm 3,21-25; 5,8; Joh 10,15; 1Pet 2,24). 

Die Schrift lehrt, dass der zum Glauben gekommene Sünder auf der Basis der Wirksamkeit des Todes unseres Herrn Jesus Christus von der Strafe Gottes, der Macht und eines Tages völlig von der Gegenwart der Sünde befreit ist. Er ist als gerecht erklärt, ihm ist das ewige Leben verliehen und er ist in die Familie Gottes aufgenommen (Röm 3,25; 5,8-9; 2Kor 5,14-15; 1Pe. 2,24; 3,18). 

Die Schrift lehrt, dass unsere Rechtfertigung durch seine buchstäbliche, leibliche Auferstehung von den Toten gesichert ist und dass er jetzt zur Rechten des Vaters 

aufgefahren ist, wo er nun als unser Anwalt und Hohepriester vermittelt (Mt 28,6; Lk 24,38- 39; Apg 2,30-31; Röm 4,25; 8,34; Heb 7,25; 9,24; 1Joh 2,1-2). 

Die Schrift lehrt, dass Gott mit der Auferstehung Jesu Christi aus dem Tod die Gottheit seines Sohnes bestätigte (Röm 1,4 (siehe Schlachter 2000); Apg 13,33), und dies beweist, dass Gott das Versöhnungswerk Christi am Kreuz akzeptierte (1Tim 3,16). Jesu leibliche Auferstehung ist auch die Garantie für ein zukünftiges Auferstehungsleben für alle Gläubigen (Joh 5, 26-29; 14,1-9; Röm 4, 25; 6, 5-11; 1Kor 15,20+23). 

Die Schrift lehrt, dass Jesus Christus zurückkehren wird, um seine Gemeinde, welche sein eigener Leib ist, bei der Entrückung zu sich zu nehmen, dass er mit seiner Gemeinde in Herrlichkeit zurückkehren und dass er sein tausendjähriges Reich auf Erden errichten wird (Apg 1,9-11; 1Thes 4,13-18; Off 20). 

Die Schrift lehrt, dass Gott durch den Herrn Jesus Christus alle Menschen richten wird (Joh 5,22-23): 

a. die Gläubigen vor dem Richterstuhl des Christus (1Kor 3,10-15; 2Kor 5,10) 

b. alle auf der Erde Lebenden am Tage seiner Wiederkunft in Herrlichkeit (Mt 25,31-46) 

c. die ungläubig Verstorbenen vor dem großen weißen Thron (Off 20,11-15) 

Als Mittler zwischen Gott und Mensch (1Tim 2,5), als Haupt seines Leibes – der Gemeinde (Eph 1,22; 5,23; Kol 1,18) – und als kommender, allumfassender König, der auf dem Thron Davids regieren wird (Jes 9,6-7; Hes 37,24-28; Lk 1,31-33), ist er der letzte Richter all derjenigen, die ihn als Herrn und Retter abweisen (Joh 3,18-21; Apg 17,30-31). 

1.2.3. Gott der Heilige Geist 

Seine Person 

Die Bibel lehrt, dass der Heilige Geist eine göttliche Person ist, die ewig und unsterblich ist und alle Eigenschaften einer Persönlichkeit und Gottheit besitzt, einschließlich des Verstandes (1Kor 2,10-13), der Gefühle (Eph 4,30), des Willens (1Kor 12,11), der Ewigkeit (Heb 9,14), der Allgegenwart (Ps 139,7-10), der Allwissenheit (Jes 40,13-14), Allmacht (Röm 15,13) und Wahrhaftigkeit (Joh 16,13). In allen göttlichen Attributen ist er gleichwertig und wesensgleich mit dem Vater und dem Sohn (Mt 28,19; Apg 5,3-4; 28,25-27; 1Kor 12,4-6; 2Kor 13,13; Jer 31,31-34; Heb 10,15-17). 

In Matthäus 28,19 heißt es, dass die Gläubigen auf den einen Namen (Einzahl, nicht Mehrzahl) des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft werden sollen. In Apostelgeschichte 28,25-26 zitiert Paulus Jesaja 6,8-10 und erklärt, dass es der Heilige Geist ist, der da spricht. In Jesaja 6,8 ist es aber der „Herr der Heerscharen“, der spricht. Paulus setzt also den Heiligen Geist mit Jahwe (dem Herrn) des Alten Testaments gleich. 

In Jeremia 31,31-34 spricht Jahwe, und doch zitiert der Schreiber des Hebräerbriefs diese Stelle und erklärt, dass der Heilige Geist derjenige war, der sprach (Heb 10,15-17). Paulus bezeichnet den Heiligen Geist in Römer 8,9 als den Geist Gottes und als den Geist Christi. Es gibt viele Stellen in der Heiligen Schrift, mit denen wir aufgefordert werden, Jahwe anzubeten. Alle drei Personen der Dreifaltigkeit sind Jahwe (HERR) und verdienen es gleichermaßen, angebetet zu werden. 

Sein Werk der Erlösung 

Die Bibel lehrt, dass es das Werk des Heiligen Geistes ist, den göttlichen Willen in Bezug auf die gesamte Menschheit auszuführen. Wir erkennen sein souveränes Wirken in der Schöpfung (1Mo 1,2), in der Menschwerdung (Mt 1,18), der schriftlichen Offenbarung (2Petr 1,20-21), dem Erlösungswerk (Joh 3,5-7) und der gesamten Geschichte (2Mo 31,3; Ri. 3,10; 1.Sam 16,13; Mk 1,10; Apg 2,4). 

Die Bibel lehrt, dass das einzigartige Wirken des Heiligen Geistes in diesem Zeitalter zu Pfingsten begann, als er, wie von Christus verheißen, vom Vater kam (Joh 14,16-17; 15,26; Apg 1,5; 2,4), um den Aufbau des Leibes Christi einzuleiten und zu vollenden (1Ko. 12,13). Es ist Teil seines göttlichen Handelns, die Welt von Sünde, Gerechtigkeit und Gericht zu überführen, den Herrn Jesus Christus zu verherrlichen und die Gläubigen in das Bild Christi zu verwandeln (Joh 16,7-14; Röm 8,11; 2Kor 3,18; Eph 2,22). 

Die Schrift lehrt, dass die Ausführung des göttlichen Willens für alle Menschen das Werk des Heiligen Geistes ist. Der Heilige Geist ist es, der wahre Umkehr, die Beschneidung des Herzens (Röm 2,29; Kol 2,11) und den Glauben in den Auserwählten bewirkt (Joh 16,7-11) und alle Gläubigen in den Leib Christi durch die Waschung der Wiedergeburt und Erneuerung tauft (1Kor 12,13; Tit 3,5). Diese Taufe mit dem Heiligen Geist ist ein einmaliges Ereignis, das bei der Errettung stattfindet und die Einheit des Geistes unter allen Gläubigen bewirkt (Eph 4,1-6; 1Kor 12,13; Röm 6,3-4; Mk 1,8; Lk 3,16). Außerdem bewohnt der Heilige Geist die Gläubigen, er heiligt, lehrt und befähigt diese zum Dienst und versiegelt sie bis auf den Tag der Erlösung (Röm 8,9-11; 2Kor 3,6; Eph 1,13). 

Jeder Gläubige, im Alten wie im Neuen Testament, besitzt die ihm innewohnende Gegenwart des Heiligen Geistes vom Augenblick der Erlösung an, und es ist die Pflicht all derer, die aus dem Geist geboren sind, mit dem Geist erfüllt zu sein, d.h. von ihm beherrscht zu werden (Röm 8,9; Eph 5,18; 1Joh 2,20.27). 

Die Bibel lehrt, dass der Heilige Geist der göttliche Lehrer ist, der die Apostel und Propheten in alle Wahrheit leitete, als sie Gottes Offenbarung, die Bibel, niederschrieben (2Petr 1,19-21; Joh 14,26; 16,12-13). 

Die Bibel lehrt, dass der Heilige Geist der Gemeinde souverän geistliche Gaben verleiht (1Kor 12,11), und zwar zum allgemeinen Nutzen und zur Erbauung aller Gläubigen (1Kor 12,7; 14,3.26), aber nicht zur Selbstdarstellung der Gläubigen (1Kor 13,4). Jeder Gläubige hat mindestens eine geistliche Gabe, aber kein Gläubiger ist dazu bestimmt, alle Gaben zu besitzen (1Petr 4,10; 1Kor 12). 

Die Bibel lehrt, dass die Zungenrede und andere Zeichengaben, wie die Heilung von Kranken oder die Auferweckung von Toten, nie dazu bestimmt waren, das Leben von Gläubigen zu kennzeichnen, und dass diese Zeichengaben auch nicht als Zeichen einer wahren Bekehrung oder einer erhöhten Spiritualität gedacht waren. Wir lehren, dass der Hauptzweck der Zeichengaben immer darin bestand, die Boten Gottes zu bestätigen (Heb 2,1-4). Auf diese Weise bestätigte Gott die 13 Apostel Christi (der Apostel Paulus ist die Ausnahme als Apostel für die Heiden) als seine wahren Boten (2Kor 12,12). Mit dem Tod der 13 Apostel Christi und der Vollendung des Neuen Testaments ist der Bedarf an Zeichen- und Wundergaben erloschen. Darüber hinaus diente die Zungenrede als ein Zeichen des Gerichts für die ungläubigen Juden (1Kor 14,22; Apg 2,13). 

Wir glauben, dass die modernen Pfingst- und charismatischen Bewegungen betrügerisch sind und dass sie eine Rückkehr zu dem Chaos darstellen, das Paulus in der Gemeinde zu Korinth korrigieren wollte. Die Lehr- und Dienstgaben des Heiligen Geistes sind für alle Zeitalter gegeben und dienen somit dem Aufbau des Leibes Christi (Röm 12,3-8; Eph 4,7-12; 1Pet 4,10-11). 

1.3. Der Mensch und die Sünde 

Die Schrift lehrt, dass der Mensch direkt und unmittelbar von Gott nach seinem Bilde – ihm ähnlich – geschaffen wurde. Er wurde ohne Sünde, vernünftig denkend und intelligent Gott gegenüber geschaffen (1Mo 1,26-27; 2,7.15-25). 

Die Schrift lehrt, dass es Gottes Wille war und ist, dass der Mensch Gott die Ehre gibt, sich an der Gemeinschaft mit Gott erfreut und nach seinem Willen lebt. Indem der Mensch dies tut, erfüllt er Gottes Absicht und findet seine eigentliche Bestimmung und wahre Identität (Jes 43,7; Kol 1,16; Off 4,11). 

Die Schrift lehrt, dass der Mensch seine Unschuld durch die Sünde des bewussten Ungehorsams von Adam gegenüber dem offenbarten Willen und Wort Gottes verloren hat. Zugleich erlag der Mensch der Strafe des geistlichen sowie des körperlichen Todes. Er unterlag dem Zorn Gottes, wurde von Natur aus schlecht und total unfähig, das Richtige zu wählen oder zu tun. Er ist von den Begierden des Fleisches beherrscht und vom Teufel verblendet (Tit 3,3; 2Kor 4,4). Der Mensch liebt die Finsternis und aus diesem Grund sucht er Gott nicht (Joh 3,19; Röm 3,9-12). Obwohl er vor Gott immer noch die Verantwortung trägt, an Gott zu glauben und Buße zu tun, lehrt die Schrift, dass er dazu unfähig ist (Joh 6,44.65; 5Mo 29,1-5). Er ist hoffnungslos verloren (Eph 2,1-3). Deswegen ist die Rettung des Menschen allein von Gottes Gnade abhängig und wird durch das Errettungswerk unseres Herrn Jesus Christus vollzogen (Röm 5,10-19; Joh 3,36; Röm 3,23; 6,23; 1Kor 2,14; Eph 2,1-5; 1Joh 1,8). 

Die Schrift lehrt, dass alle Menschen durch den Ungehorsam Adams zu Sündern geworden (Röm 5,19) und daher von Natur aus schlecht sind (1Mo 6,5; 8,21), mit der einzigen Ausnahme von Jesus Christus. Zusammenfassend bedeutet es, dass alle Menschen Sünder sind. Sie sind Sünder von Natur aus, aus ihrem eigenen Willen heraus, und sie sind Sünder durch die göttliche Erklärung (Ps 14,1-3; Jer 17,9; Röm 3,9-18.23; 5,10-12). 

1.4. Die Erlösung des Menschen 

Die Schrift lehrt, dass die Errettung allein von Gott ist, durch seine Gnade aufgrund des Erlösungswerkes Jesu Christi durch den Verdienst seines vergossenen Blutes, nicht aufgrund von menschlichen Verdiensten oder Werken (Röm 3,21-31; Eph 2,8-10; Gal 2,21; Joh 1,12; 1Petr 1,18-19). 

Die Erlösung ist daher völlig von Gott abhängig, der vor Grundlegung der Welt einige Menschen zum ewigen Leben vorherbestimmt hat, den Rest in ihrer Sünde lassend zu ihrer gerechten Verurteilung (Apg 13,48; Röm 9,6-29; Eph 1,4-5; 2,1-7; 2Tim 1,9). 

1.4.1. Erwählung 

Die Schrift lehrt, dass die Erwählung ein Werk Gottes ist, wobei Gott vor der Schöpfung der Erde nach dem Wohlgefallen seines Willens einige der sündigen Menschen zur Rettung auserwählt hat, damit sie besondere Empfänger seiner Liebe, Barmherzigkeit und Gnade seien (Röm 8,28-30; Eph 1,4-11; 2Thes 2,13; 2Tim 2,10; 1Pet 1,1-2). 

Die Schrift lehrt, dass die souveräne Erwählung Gottes nicht im Widerspruch zu der Verantwortung des Menschen steht. Sie erübrigt auch nicht die Verantwortung des Menschen, seine Sünde zu bereuen und Christus als Herrn und Retter anzunehmen (Hes 18,23.32; 33,11; Joh 3,18-19.36; 5,40; Röm 9,22-23; 2Thes 2,10-12; Off 22,17). 

Die Schrift lehrt, dass die Erwählung Gottes weder etwas mit der Initiative des Menschen zu tun hat noch damit, dass Gott im Voraus weiß, was die Menschen aus ihrem Willen heraus tun werden; sie geschieht allein auf Grund der souveränen Gnade, Barmherzigkeit und Vorkenntnis Gottes (Röm 9,6-18; 11,5-6; Eph 1,4-7; Tit 3,4-7; 1Pet 1,2). 

Die ‚Vorkenntnis Gottes‘ bedeutet nicht, dass Gott vorhergesehen hat, welche Menschen an Jesus glauben würden, und diese dann auf Grund dessen erwählt hat. Die ‚Vorkenntnis Gottes‘ bedeutet, dass Gott die Menschen, die er erretten will, vorher erkannt hat (Röm 8,29; Gal 4,9). Er hat ihre Namen in das „Buch des Lebens des geschlachteten Lammes von Grundlegung der Welt an“ geschrieben (Off 13,8). 

Das Wort ‚Vorkenntnis‘ wird in der Bibel in gleicher Weise in Bezug auf Jesus benutzt (Apg 2,23; 4,28). 

Die souveräne Erwählung wird immer zu dem führen, was Gott bestimmt hat, da Gottes souveräne Gnade die Mittel zur Errettung sowie die Gabe der Errettung selbst beinhaltet (Röm 8,28-30). 

Die Schrift lehrt, dass die Erwählung nicht allein basierend auf der Souveränität Gottes, getrennt von seinen anderen Eigenschaften, gesehen werden sollte. Gott ist wirklich souverän, jedoch übt er die Souveränität im Gleichklang mit seinen anderen Eigenschaften aus, insbesondere seiner Allwissenheit, Gerechtigkeit, Heiligkeit, Weisheit, Gnade und Liebe (Röm 9,11-18). Gottes Souveränität wird den Willen Gottes immer in einer Art und Weise hervorheben, die völlig übereinstimmend ist mit seiner Wesensart, wie sie im Leben unseres Herrn Jesus Christus offenbart wurde (Mt 11,25-28; 2Tim 1,9). 

1.4.2. Vorherbestimmung 

Die Schrift lehrt, dass Gott die, die er auserwählt hat, auch vor Grundlegung der Welt vorherbestimmt hat, seine Kinder zu sein (Eph 1,5.11). Weil Gott souverän ist, ist seine Bestimmung unwiderstehlich und führt seine Auserwählten immer zum Glauben und zur Buße (Röm 8,28-30). Alle, die Gott zur Rettung auserwählt hat, sind auch dazu vorherbestimmt, damit ihre Rettung mit Sicherheit geschieht (Apg 13,48; 2,47). Das Wort ‚vorherbestimmt‘ wird in der Schrift nie in Bezug auf die benutzt, die verloren gehen. Das heißt, Gott hat nie einen Menschen zur Verdammnis vorherbestimmt, sondern jeder Mensch hat die Botschaft Gottes eigenverantwortlich abgelehnt und bekommt beim Gericht Gottes das, was er verdient hat (Röm 1,23; 6,23). 

Nur die Auserwählten, die zur Rettung vorherbestimmt sind, bekommen beim Gericht Gottes, was sie nicht verdient haben: Die ewige Erlösung aus Gnade. 

1.4.3. Berufung 

Die Berufung Gottes ist ein wirksamer Ruf zur Rettung durch das Evangelium (2Thes 2,13- 14; 2Tim 1,9). Die Erwählung und Vorherbestimmung Gottes sind schon vor Grundlegung der Welt geschehen. Die Berufung Gottes geschieht gleichzeitig mit der Verkündigung des Evangeliums und bringt Gottes Vorherbestimmung zur Erfüllung, indem sie den Glauben an Jesus und die Buße zum Leben in den Auserwählten bewirkt (z.B. Apg 13,48; 16,14). 

Obwohl das Evangelium Torheit für den Heiden und ein Stolperstein für den Juden ist, ist es für den Berufenen Gottes Kraft und Gottes Weisheit. Der Unterschied zwischen den Ungläubigen und den Gläubigen ist also die wirksame Berufung Gottes (1Kor 1,18-24). 

Alle, die der Vater zu sich selbst ruft, kommen im Glauben und alle, die im Glauben kommen, wird der Vater annehmen (2Tim 1,9; Joh 6,37-40, 44; Apg 13,48). 

1.4.4. Die Verantwortung des Menschen 

Gottes Erwählung, Vorherbestimmung und Berufung entledigen den Menschen nicht seiner Verantwortung, dem allgemeinen Ruf Gottes zu folgen. Die Schrift lehrt, dass jedem Menschen durch die Schöpfung das Wesen Gottes offenbar ist (Röm 1, 20-21). Jeder Mensch erkennt aus der Schöpfung die Anforderung Gottes, sich ihm zu unterwerfen, und weiß auch um die Konsequenz des Ungehorsams (Röm 1,32). Laut Röm 2,1-2 ist der Ungehorsam des Menschen durch nichts zu entschuldigen, wodurch jeder Mensch vor Gott schuldig ist und damit das gerechte Gericht Gottes verdient (Röm 3,19). 

1.4.5. Wiedergeburt 

Das Ergebnis der wirksamen Berufung Gottes ist eine neue Schöpfung (2Kor 5,17). 

Die Schrift lehrt, dass die Wiedergeburt ein übernatürliches Werk des Heiligen Geistes ist, wobei ein neues Leben und eine neue Schöpfung in Christus gegeben wird (1Kor 6,11; Tit 3,5; Joh 3,3-7). Sie geschieht unmittelbar und allein durch die Kraft des Heiligen Geistes unter Verwendung des Wortes Gottes als dem Werkzeug (1Pet 1,23; Jak 1,18; Joh 5,24), indem der bußfertige Sünder, befähigt durch den Heiligen Geist, im Glauben auf die Forderungen des Evangeliums antwortet. 

Eine echte Wiedergeburt offenbart sich durch wahrhaftige Buße, die sich in Früchten der Gerechtigkeit auswirkt und das Wesen sowie das Handeln des Menschen verändert. Gute Werke werden die richtigen Früchte der Gerechtigkeit sein (1Kor 6,19-20; Eph 5,15-21; Phil 2,12b; Kol 3,16-17; 2Pet 1,4-10). Der Gehorsam des Gläubigen verwandelt ihn mehr und mehr in das Bildnis des Herrn Jesus Christus (2Kor 3,18). Die Verwandlung des Gläubigen erreicht ihren Höhepunkt in seiner Verherrlichung bei der Wiederkunft Christi (Röm 8,22-30; 2Petr 1,4; 1Joh 3,2-3; 1Thes 4,13-18). 

1.4.6. Rechtfertigung 

Die Schrift lehrt, dass die Rechtfertigung vor Gott ein Werk Gottes ist (Röm 8,33), indem derjenige als gerecht erklärt wird, der durch den Glauben an Jesus Christus und die Buße für seine Sünden (Röm 4,1-8; 5,1; Gal 2,14-16; 3,11; Apg 2,38; 26,19-20) Jesus als souveränen Herrn bekennt (Röm 10,9-10). 

Diese Gerechtigkeit ist unabhängig von jedem Verhalten oder Werk des Menschen (Röm 3,20; 4,6) und beinhaltet, dass Jesus Christus die Sünde des verlorenen Menschen auf sich nimmt (Kol 2,14; 1Pet 2,24) und ihm seine Gerechtigkeit gibt (1Kor 1,30; 2Kor 5,21). Auf diese Weise kann Gott „gerecht sein u n d den rechtfertigen, der des Glaubens an Jesus ist“ (Röm 3,26). 

1.4.7. Heiligung 

Die Schrift lehrt, dass jeder Gläubige durch die Rechtfertigung vor Gott geheiligt (ausgesondert) ist und darum als Heiliger bezeichnet wird. Diese Heiligung ist eine Stellung, die sofort eintritt, wenn ein Mensch zum Glauben an Jesus Christus kommt, und sollte nicht mit dem Prozess der „Heiligung“ eines jeden Christen verwechselt werden. Sie beschreibt die S t e l l u n g des Gläubigen, nicht seinen gegenwärtigen Wandel oder seinen gegenwärtigen Zustand. Jeder Christ ist in seiner Stellung vor Gott ein Heiliger (Apg 20,32; 1Kor 1,2.30; 6,11; 2Thes 2,13; Heb 2,11; 3,1; 10,10+14; 13,12; 1Pet 1,2). 

Die Schrift lehrt, dass sich der Gläubige durch das Werk des Heiligen Geistes auch in einem Prozess zunehmender Heiligung befindet. In diesem Prozess wächst der Gläubige durch seinen Gehorsam dem Wort Gottes gegenüber näher zu Gott hin und wird dadurch mehr und mehr in das Bildnis des Herrn verwandelt. Das bedeutet, dass der Gläubige zunehmend nach dem Willen Gottes lebt und in seiner Heiligung wächst (Joh 17,17-19; Röm 6,1-22; 2Kor 3,18; 1Thes 4,3-4; 5,23). 

In dieser Hinsicht lehren wir, dass jeder gerettete Mensch in einen täglichen Konflikt verwickelt ist – die neue Kreatur in Christus kämpft gegen das Fleisch –, die entsprechende Ausrüstung für den Sieg aber ist durch die Kraft des innewohnenden Heiligen Geistes gegeben. Trotzdem wird der Kampf den Gläubigen sein ganzes irdisches Leben lang begleiten und nie vollständig beendet sein. Alle Behauptungen über eine Ausrottung der Sünde in diesem Leben sind unbiblisch. Ausrottung der Sünde ist nicht möglich, aber der Heilige Geist rüstet uns aus für den Sieg über die Sünde, damit wir dem Evangelium gemäß wandeln (Gal 5,16-25; Röm 8,1-14; Eph 4,22-24; Phil 3,12; Kol 3,9-10; 1Pet 1,14- 16; 1Joh 3,5-9). 

1.4.8. Heilssicherheit und Heilsgewissheit 

Die Schrift lehrt, dass alle Erlösten, die einmal errettet wurden, durch Gottes Kraft bewahrt werden und deshalb in Christus für immer sicher sind (Joh 5,24; 6,37-40; 10,27-30; Röm.5,9-10; 8,1.31-39; 1Kor 1,4-8; Eph 4,30; Heb 7,25; 1Pet 1,5; Jud 24). Das, was Gott in den Auserwählten angefangen hat, vollendet er bis auf den Tag Christi Jesu (Phil 1,6; Heb 12,2; Lk 22,31-32). 

Die Schrift lehrt, dass es das Privileg der Gläubigen ist, zu wissen, dass sie auf Grund ihres Glaubens an das vollkommene Werk Jesu Christi errettet sind (1Joh 5,13). Wenn das Kind Gottes nach dem Wort Gottes wandelt, dann bezeugt der Heilige Geist seinem Geist, dass es wirklich ein Kind Gottes ist (Röm 8,14-17; 1Joh 4,13). 

Jeder, der den Namen Jesu bekennt, aber freiwillig in der Sünde ausharrt, sollte seine Rettung in Frage stellen (1Joh 2,3-6; 3,9-10; 2Kor 13,5). 

1.4.9. Trennung / Absonderung 

Die Schrift lehrt, dass die Trennung von der Sünde durch das ganze Alte und Neue Testament hindurch klar gefordert wird, und dass in den letzten Tagen Abfall und weltliche Gesinnung zunehmen werden (2Kor 6,14-18; 7,1; 2Tim 3,1-5). Weiterhin lehrt sie, dass alle Erretteten aus tiefer Dankbarkeit für die unverdiente Gnade in solcher Weise leben sollen, dass sie ihre verehrende Liebe zu Gott demonstrieren und auf diese Weise keine Schande auf ihren Herrn und Retter bringen. 

Die Schrift lehrt auch, dass Gott die Trennung von jeglicher Verbindung mit religiösem Abfall und weltlichen und sündigen Praktiken verlangt (Röm 12,1-2; 1Kor 5,9-13; 2Kor 6,16- 18;7,1; 1Joh 2,15-17; 2Joh 9-11). 

Die Schrift lehrt, dass die Gläubigen sich für unseren Herrn Jesus Christus absondern sollen (2Thes 1,11-12; Heb 12,1-2). Eine den Seligpreisungen entsprechende Haltung (Mt 5,2- 12) und ein ständiges Streben nach Heiligkeit (Röm 12,1-2; 2Kor 7,1; Heb 12,14; Tit 2,11-14; 1Joh 3,1-10) bestätigen ein Leben in gehorsamer Gerechtigkeit. 

1.5. Die Gemeinde (Ekklesiologie) 

1.5.1. Die universale Gemeinde 

Die Schrift lehrt, dass alle, die ihr Vertrauen auf Jesus Christus setzen, sofort durch den Heiligen Geist in den einen geistlichen Leib eingefügt werden: die Gemeinde, die die Braut Christi und deren Haupt Jesus ist (1Kor 12,12-13; Eph 1,22; 4,15; Kol 1,18). Diese neutestamentliche Gemeinde ist zu Pfingsten durch die Ausgießung des Heiligen Geistes entstanden (Apg 1,5; 2,1-21.38-47). Die Zeit der Gemeinde wird bei der Wiederkunft Jesu Christi für die Seinen bei der Entrückung vollendet sein (1Kor 15,51-58; 1Thes 4,13-18). 

Die Schrift lehrt, dass die Gemeinde ein einzigartiger, geistlicher Organismus ist, der durch Christus geschaffen ist und aus allen geistlich wiedergeborenen Gläubigen in dem gegenwärtigen Zeitalter besteht (Eph 2,11-3,6). Die Gemeinde unterscheidet sich von Israel (Apg 1,6-8), ein Geheimnis, welches erst zu diesem Zeitalter offenbart wurde (Eph 3,1-6; 5,32). Die Gründung sowie die Erhaltung von lokalen Gemeinden ist im Neuen Testament eindeutig gelehrt und definiert (Apg 14,23.27; 20,17.28; Gal 1,2; Phil 1,1; 1Thes 1,1; 2Thes 1,1). Die Glieder des einen biblischen Leibes sind aufgefordert, sich als lokale Gemeinde zu versammeln (1Kor 11,18-20; Heb 10,25). 

1.5.2. Der Zweck und die Aufgabe der Gemeinde Jesu 

Die Schrift lehrt, dass der Zweck der Gemeinde darin besteht, Gott zu verherrlichen (Eph 3,21; Mt 5,16; 1Pet 2,9-12). Die Gläubigen sollen sich in örtlichen Gemeinden zum Lobpreis Gottes, zur Anbetung, zum Gebet, zur Gemeinschaft, zur Verkündigung und zum Lehren des Wortes Gottes, zur gegenseitigen Stärkung und Hilfeleistung und zur Ausübung der symbolischen Handlungen versammeln (Apg 2,42-47; 1Kor 11,17-34; Heb 10,25). 

Die Schrift lehrt, dass alle Gläubigen Gottes Zeugen in der Welt sein sollen, sowohl in Worten als auch in Taten (Mt 5,16; 1Pet 2,11-12; 3,15-16). Die lokale Gemeinde hat zudem treue Männer, die fähig sind, andere zu lehren, zu identifizieren und auszubilden. Das tut sie zu dem Zweck, sie auszusenden, um das Evangelium zu predigen und andere lokale Gemeinden zu gründen und zu stärken (Röm 10,13-15; 2Tim 2,2; Apg 13,1-3; 14,21-28). 

1.5.3. Die Leitung der örtlichen Gemeinde 

Die Schrift lehrt, dass Christus die einzige wahre Autorität der Gemeinde ist (1Kor 11,3; Eph 1,22; Kol 1,18) und dass die Leitung, Gaben, Ordnung, Disziplin und der Gottesdienst in seiner Souveränität eingesetzt worden sind. Das durch die Schrift vorgegebene Amt, welches unter Christus und über den Gemeindegliedern dient, ist zum einen das Amt der Ältesten (Männer, die auch als Aufseher, Hirten, Pastoren oder Lehrer bezeichnet werden (Apg. 20,28; Eph. 4,11; 1Pet. 5,1-4)), zum anderen das Amt der Diakone. Beide Ämter müssen die biblischen Kriterien erfüllen (1Tim 3,1-13; Tit 1,5-9; 1Pet 5,1-5). Wir lehren, dass die Ältesten als Diener Christi (1Tim 5,17-22) in seiner Autorität die Gemeinde leiten. Die Gemeinde soll sich ihrer Leitung unterordnen (Heb 13,7.17). 

1.5.4. Die Gemeinde Jesu und der Staat 

Die Schrift lehrt die Selbstverwaltung der Ortsgemeinde, unabhängig von jeglicher externen (außenstehenden) Autorität oder Kontrolle, mit dem Recht der Selbstverwaltung und der Freiheit von Einmischung jeglicher Hierarchien von Einzelpersonen oder Organisationen (Apg 14,23; Tit 1,5). 

Die Schrift lehrt, dass die staatliche Obrigkeit von Gott zur Erhaltung der Ordnung eingesetzt ist und dass seinen Gesetzen und Verpflichtungen, sofern sie nicht im Widerspruch zum Gehorsam gegenüber Gott stehen, nachzukommen ist (Röm 13,1-7; Tit 3,1-4; 1Pet 2,13-17; Apg 5,29). Die Funktionen und die Verantwortung von Gemeinde und Staat sind unterschiedlich und dürfen deshalb nicht vermischt werden. Das Gebet für die Obrigkeiten ist eine ernste Pflicht des Christen (1Tim 2,1-2). 

1.5.5. Die Gemeindezucht 

Die Schrift lehrt die Wichtigkeit der Jüngerschaft (Mt 28,19-20) und der Verbindlichkeit aller Gläubigen untereinander (Kol 3,15-16) sowie die Zurechtweisung von sündigenden Gemeindegliedern in Übereinstimmung mit dem Standard der Schrift (Mt 18,15-22; 2Tim 3,16-17; 1Kor 5,1-13; 2Thes 3,6-15; Tit 1,10-16).

1.5.6. Die Gaben des Geistes 

Die Schrift lehrt, dass es zwei Arten von Gaben gab, die der frühen Gemeinde gegeben wurden: erstens die wundersame Gabe göttlicher Offenbarungen und Heilungen, die für einige Zeit während der apostolischen Epoche gegeben wurde, um die Berechtigung der Botschaft der Apostel zu bestätigen (Heb 2,3-4; 2Kor 12,12), und zweitens die Gaben des Dienstes, die gegeben wurden, um Gläubige dazu auszurüsten, einander zu erbauen. Mit der nun vollständigen Offenbarung des Neuen Testaments (und damit der Vervollständigung der Schrift) liefert die Schrift den alleinigen Maßstab zur Prüfung der Berechtigung der Botschaft eines Menschen. Somit sind bestätigende Gaben von wundersamer Natur nicht mehr notwendig, um einen Menschen oder seine Botschaft zu bestätigen (1Kor 13,8-12). Wundersame Gaben können sogar durch Satan vorgetäuscht oder gefälscht werden, um Menschen zu betrügen (2Thes 2,7-12; Off 13,13-14). Die einzigen Gaben, die heute am Werk sind, sind die nicht-offenbarenden, ausrüstenden Gaben, die zur Auferbauung gegeben wurden (Röm 12,6-8). Dies schließt nicht aus, dass der Herr in übernatürlicher Weise in das Leben des Gläubigen eingreifen kann wie z.B. durch Heilung eines kranken Menschen (Jak 5,13-16). Dieses souveräne Eingreifen Gottes ist jedoch nicht an Charismen (d.h. geistliche Gaben) gebunden. 

Die Schrift lehrt die Notwendigkeit der Zusammenarbeit aller Heiligen mit Gott, während er sein Ziel in der Welt zur Vollendung bringt. Bis dahin gibt der Heilige Geist jedem Gläubigen Gnadengaben, die zum Dienst in der Gemeinde notwendig sind (Röm 12,4-10; 1Kor 12,4-31; 1Pet 4,10-11). Aus diesem Grund sind alle Heiligen zum Werk des Dienstes berufen (1Kor 15,58; Eph 4,12). 

1.5.7. Die zwei symbolischen Handlungen der Gemeinde 

Die Schrift lehrt, dass der Herr seiner Gemeinde zwei symbolische Handlungen geboten hat, nämlich: 

  1. die Wassertaufe der Gläubigen (Mt 28,19; Apg 2,38) 
  2. das Mahl des Herrn (Abendmahl, Brotbrechen; Mt 26,26-28; Apg 2,42; 20,7; 1Kor 11,17-34).

Die Taufe des Christen (Apg 8,36-39) ist das ernsthafte und wunderbare Zeugnis eines Gläubigen. Es zeigt seinen Glauben an den gekreuzigten, begrabenen und auferstandenen Retter und die Gemeinschaft mit Ihm im Tod für die Sünde und in der Auferstehung zu einem neuen Leben (Röm 6,1-11). Es ist auch ein Zeichen der Gemeinschaft und Identifikation mit dem sichtbaren Leib Christi (Apg 2,41-42). Wir lehren und praktizieren die Taufe durch Untertauchen. 

Die Schrift lehrt, dass das Mahl des Herrn das Gedächtnis und die Verkündigung seines Todes bis zu seiner Wiederkunft ist und dass immer eine ernsthafte Selbstprüfung vorangehen soll (1Kor 11,28-32). Wir lehren, dass die Elemente des Mahls des Herrn nur Repräsentanten des Fleisches und Blutes Christi sind. Dennoch ist das Mahl des Herrn ein tatsächliches Mahl mit dem auferstandenen Christus, der in einzigartiger Weise gegenwärtig ist und mit den Seinen Gemeinschaft hat (1Kor 10,16). 

1.6. Die Engel 

1.6.1. Heilige Engel 

Die Schrift lehrt, dass Engel erschaffene Wesen sind und deshalb nicht angebetet werden sollen (Off 22,8-9). Die Engel wurden geschaffen, um Gott zu dienen und Ihn anzubeten (Lk 2,9-14; Heb 1,6-7.14; 2,6-7; Off 5,11-14; 19,10; 22,9).

1.6.2. Gefallene Engel 

Die Schrift lehrt, dass Satan ein geschaffener Engel und der Urheber der Sünde ist. Er zog das Gericht Gottes auf sich, indem er gegen seinen Schöpfer rebellierte (Hes 28,11-19) und zahlreiche Engel in seinem Fall mit sich zog (Mt 25,41) und indem er die Sünde dadurch, dass er Eva versuchte, in die Menschheit hineinbrachte (1Mo 3,1-15). 

Die Schrift lehrt, dass Satan der offene und erklärte Feind Gottes und der Menschen ist (Jes 14,13-14; Mt 4,1-11; Off 12,9-10), der Fürst dieser Welt, der durch den Tod und die Auferstehung Jesu Christi besiegt wurde (Kol 2,14-15; Joh 12,31; Röm 16,20) und dass er im Feuersee für ewig bestraft werden wird (Jes 14,12-17; Hes 28,11-19; Mt 25,41; Off 20,10). 

1.7. Die letzten Dinge (Eschatologie) 

1.7.1. Tod 

Die Schrift lehrt, dass der körperliche Tod nicht der Verlust unseres körperlosen Bewusstseins ist (Off 6,9-11), sondern, dass die Seele der Erlösten sofort in die Gegenwart Jesu geht (Lk 23,43; Phil 1,23; 2Kor 5,8), dass eine Trennung von Seele und Körper stattfindet (Phil 1,21-24) und dass diese Trennung für die Erlösten bis zur Entrückung anhalten wird. Bei der Entrückung werden die Toten in Christus zuerst auferstehen und zusammen mit den Lebendigen in Christus entrückt. In diesem Augenblick wird die Seele mit einem neuen himmlischen Leib vereinigt werden, um für immer mit unserem Herrn verherrlicht zu sein (1Thes 4,13-17; Phil 3,21; 1Kor 15,33-44.50-54). 

Bis zur Entrückung werden die Seelen der in Christus Gestorbenen in freudiger Gemeinschaft mit unserem Herrn Jesus Christus bleiben (2Kor 5,8). 

Die Schrift lehrt, dass Engel erschaffene Wesen sind und deshalb nicht angebetet werden sollen (Off 22,8-9). Die Engel wurden geschaffen, um Gott zu dienen und Ihn anzubeten (Lk 2,9-14; Heb 1,6-7.14; 2,6-7; Off 5,11-14; 19,10; 22,9). 

Die Schrift lehrt die körperliche Auferstehung aller Menschen: der Erretteten zum ewigen Leben (Joh 11,23-27; Röm 8,10-11.19-23; 2Kor 4,14) und der Verlorenen zum Gericht und zur ewigen Strafe (Dan 12,2; Joh 5,28-29; Off 20,13-15). 

Die Schrift lehrt, dass die Seelen der Verlorenen beim Eintreten des Todes unter Strafe aufbewahrt werden bis zur zweiten Auferstehung (Lk 16,19-26; Off 20,4-6.13-15), wenn die Seele und der auferstandene Leib vereinigt sein werden. Sie werden dann vor dem großen weißen Thron zum Gericht erscheinen (Off 20,11-15) und in die Hölle geworfen werden, in den Feuersee (Mt 25,41-46), von Gottes Leben für immer abgeschnitten (Dan 12,2; Mt 25, 41-46; 2Thes 1,7-9). 

1.7.2. Die Entrückung der Gemeinde 

Die Schrift lehrt die persönliche, körperliche Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus vor der Ausgießung des Zornes Gottes (1Thes 5,9), dem Tag des Herrn (1Thes 4,16; Tit 2,13), um seine Gemeinde von der Erde zu entrücken (Joh 14,1-3; 1Kor 15,51-53; 1Thes 4,15-18;5,1- 11). Zwischen diesem Ereignis und seiner Wiederkunft in Herrlichkeit mit seinen Heiligen wird den Gläubigen entsprechend ihrer Werke vergolten (1Kor 3,11-15; 2Kor 5,10).

1.7.3. Der Tag des Herrn 

Die Schrift lehrt, dass sofort nach der Entrückung der Gemeinde von der Erde die gerechten Gerichte Gottes auf eine ungläubige Welt ausgegossen werden (Mt 24,29-44; 1Thes 4,13-18; 5,1-9; 2Thes 2,1-12; Off 6,12-17). Das ist die Zeit des großen Zornes, die die Schriften den „Tag des Herrn“ nennen (Zef 1,14-18; 1Thes 5,2-3; 2Pet 3,3-11; Jes 13,9-13). Der Höhepunkt dieser Gerichte wird die Wiederkunft Christi auf der Erde in Herrlichkeit sein (Mt 25,31-46; 2Thes 2,8). Diese Periode schließt die siebzigste Jahrwoche in Daniels Prophetie ein (Dan 9,24-27; Mt 24,15-31; 25,31-46). 

1.7.4. Die Wiederkunft Christi und das Tausendjährige Reich 

Die Schrift lehrt, dass Christus nach der Zeit der Trübsal auf die Erde kommen wird, um den Thron Davids einzunehmen (Ps 2; Mt 25,31; Lk 1,32-33; Apg 1,10-11; 2,29-30) und sein messianisches Reich für tausend Jahre auf der Erde aufzurichten (Off 20,1-7). Während dieser Zeit werden die auferstandenen Heiligen mit Ihm über Israel und alle Nationen auf der Erde regieren (Dan 7,17-22; Off 19,11-16; Off 20,6). Dieser Herrschaft wird der Sturz des Antichristen und des falschen Propheten und die Beseitigung Satans aus der Welt vorangehen (Dan 7,17-27; Off 20,1-7).

Die Schrift lehrt, dass das Reich die Erfüllung von Gottes Verheißung an Israel sein wird, sie zurückzubringen in das Land (Jes 65,17-25; Hes 37,21-28; Sach 8,1-17), das sie durch ihren Ungehorsam verwirkt haben (2Chr 36,15-23). Genau auf dieses messianische Reich haben die Juden zur Zeit Jesus gehofft (Mt 16,21-23; Joh 6,14-15; Lk 24,21; Apg 1,6). Das Ergebnis ihrer Ablehnung von Jesus war, dass Israel für eine Zeit zur Seite gestellt wurde (Mt 21,43; Lk 19,41-44; Röm 11,1-26).

Die Schrift lehrt, dass diese Zeit der Herrschaft unseres Herrn von Harmonie, Recht, Gerechtigkeit, Frieden und langem Leben bestimmt sein (Jes 11; 65,17-25; Hes 36,33-38) und damit enden wird, dass Satan losgelassen wird (Off 20,7).

1.7.5. Das Gericht über die Verlorenen 

Die Schrift lehrt, dass Satan, nachdem er nach der tausendjährigen Herrschaft Christi losgelassen wird (Off 20,7), die Nationen der Erde verführen und sie versammeln wird, um gegen die Heiligen und die geliebte Stadt zu kämpfen. Zu diesem Zeitpunkt wird Satan und seine Armee durch Feuer vom Himmel verschlungen werden (Off 20,9). Danach wird er in den Feuer- und Schwefelsee geworfen werden (Mt 25,41; Offb 20,10), woraufhin Christus, der der Richter aller Menschen ist (Joh 5,22), die Großen und die Kleinen auferwecken und vor dem großen weißen Thron richten wird. 

Die Schrift lehrt, dass diese Auferstehung der verlorenen Toten eine leibliche Auferstehung zum Gericht sein wird und dass sie, nachdem sie ihr Urteil empfangen haben, einer ewigen bewussten Strafe im Feuersee überantwortet werden (Off 20,11-15; Mt 25,41.46). 

1.7.6. Das ewige Reich 

Die Geretteten werden in den ewigen Zustand der Herrlichkeit mit Gott eintreten, nachdem die Elemente dieser Erde aufgelöst und durch eine neue Erde ersetzt werden, in der nur Gerechtigkeit wohnt (2Pet 3,10-14; Off 21,1-8). Danach wird die himmlische Stadt aus dem Himmel herunterkommen (Off 21,2) und der Wohnort der Heiligen sein, wo sie für immer Gemeinschaft mit Gott und untereinander genießen werden (Joh 17,3; Off 21,22). 

Unser Herr Jesus Christus wird dann, nachdem Er seinen errettenden Auftrag erfüllt hat, Gott dem Vater das Reich übergeben (1Kor 15,24-28), damit in allem der dreieinige Gott für alle Zeiten regiere (1Kor 15,28). 

 

 

Die Padua-Erklärung (1999) 

des Istituto di Formazione Evangelica e Documentazione (IFED) und der Italienischen Evangelischen Allianz

 

In den Jahren nach dem 2.Vatikanischen Konzil (1962-65) haben Evangelikale ein neues Interesse am Römischen Katholizismus gezeigt. Auf internationaler Ebene hat dieses Interesse zu einer Serie von Zusammentreffen zum Thema Mission geführt („Der Evangelikal-Römisch Katholische Dialog zur Mission 1977-1984“) und hat den Weg geebnet für einen andauernden Dialog zwischen der Weltweiten Evangelischen Allianz und dem Päpstlichen Rat für die Förderung Christlicher Einheit zu den Themen Rechtfertigung, Heilige Schrift und Tradition (Venedig 1995) und Kirche (Jerusalem 1997). 

1989 veröffentlichte die Weltweite Evangelische Allianz ein wichtiges Dokument zum Katholizismus, „Eine Evangelikale Perspektive zum Römischen Katholizismus“. In den Vereinigten Staaten wurden eher kontroverse Dokumente verfasst wie „Evangelikale und Katholiken zusammen“ (1994) und „Die Gabe des Heils“ (1997). Bis in die jüngere Vergangenheit, so lässt sich sagen, war die evangelikale Beurteilung des Katholizismus ausnahmslos kritisch. Heute ist das nicht mehr so. Auf vielen Gebieten gibt es Anzeichen für einen deutlichen Wandel hinsichtlich dessen, wie Evangelikale die Katholische Kirche sehen. Das gemeinsame Verständnis musste einer Auffassung weichen, die weniger deutlich und oft verwirrend ist. 

Das folgende Dokument will ein Beitrag zu einer evangelikalen Beurteilung des Katholizismus und der Kriterien sein, die im Umgang mit ihm angewandt werden sollten. 

Das Wesen des Katholizismus 

  1. Der Römische Katholizismus ist eine komplexe Wirklichkeit. Eine umfassende Anschauung des Katholizismus muss seine Lehre, Kultur und Institutionen berücksichtigen. Er ist eine religiöse Weltanschauung, die durch die Geschichte hindurch von der Kircheninstitution verbreitet wurde, die in Rom ihr Zentrum hat. Obwohl es eine beachtliche Unterschiedlichkeit in den Ausdrucksformen gibt, ist der Katholizismus im Grund eine geschlossene Wirklichkeit, deren Grundannahmen feststellbar sind. Jede Analyse, die nicht berücksichtigt, dass der Katholizismus ein System ist, wird Beute eines oberflächlichen und stückwerkhaften Verständnisses des Phänomens. 
  2. Ausgangspunkt des Katholizismus ist die thomistische Konzeption des Verhältnisses von „Natur“ und „Gnade“, in die die Idee der Kirche als Fortsetzung der Inkarnation des Gottessohnes eingezeichnet ist. Diese beiden Themen können leicht unterschiedlich und mit jeder Menge von Auslegungsvarianten präsentiert werden, aber angesichts der Tatsache, dass sie den ideologischen Rahmen des Katholizismus bilden, werden sie immer vorhanden sein. Diese grundlegende Ausrichtung schon in den Voraussetzungen erklärt, warum der Römische Katholizismus kein Gespür für die Tragik der Sünde hat, warum er zu einer optimistischen Sicht der menschlichen Fähigkeiten ermutigt, warum er das Heil als einen Prozess sieht, in dem die Natur vervollkommnet wird, und warum er die Rolle der Kirche als Mittlerin zwischen Mensch und Gott rechtfertigt. 
  3. Das globale Ziel des Katholizismus ist Katholizität. Nach römisch-katholischem Verständnis hat Katholizität zugleich mit Einheit und Totalität zu tun. Die Grundidee ist, dass Vielfalt in Einheit gebracht werden soll. Die Kirche wird als Ausdruck, Garant und Förderer wahrer Einheit gesehen. Solange die institutionelle Struktur, die diese Einheit umfasst, intakt bleibt, kann und muss alles innerhalb des Reiches des Katholizismus irgendwo seine Heimat finden.
  4. Grundvoraussetzung und Hauptziel des Katholizismus sollen nun, so die Methode, auf dem Weg der Integration (sowohl – als auch) realisiert werden. Der Römische Katholizismus ist ein Meister des Einverleibens von Elementen in sein System, die nicht nur verschieden, sondern widersprüchlich und vielleicht sogar unvereinbar sind. Wesensmerkmal dabei ist nicht das evangelischer Reinheit oder christlicher Authentizität, sondern das einer fortschreitenden Vereinnahmung – also das Einfügen des Einzelnen in eine breitere Perspektive, die das Spezifische aufhebt und in den Dienst des Universalen hinein auflöst. 

    Die Strategie hinter dem Katholizismus
     
  5. Im heutigen religiösen Panorama ist deutlich, dass der Katholizismus ein sehr klares Programm hat, um Katholizität zu erreichen. Das wird vor allem in seiner ökumenischen Strategie seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil deutlich – wobei jede Gelegenheit ergriffen wird, dieses Anliegen voranzutreiben. Die offensichtlichen Zeichen der Bereitschaft zum Dialog und der Verfügbarkeit für Kontakt mit den Evangelikalen sollte für diese Anlass sein sich zu fragen, ob das Endziel der Katholischen Kirche nicht tatsächlich das ist, die eigene Synthese so weit auszudehnen, dass sie auch die evangelikalen Werte in den eigenen Horizont mit einschließt. Diese Strategie schließt allerdings nicht nur Evangelikale mit ein, sondern erstreckt sich zu allen Religionen und religiösen Körperschaften weltweit. 
  6. Ein wichtiger Teil dieser Strategie war die Proklamation des Jahres 2000 als Heiliges Jahr, fälschlich „Jubeljahr“ genannt. Der Beginn eines neuen Millenniums ist ein Ereignis, für das die Katholische Kirche viel investiert und sich sorgfältig darauf vorbereitet hat. Das Jahr 2000, als Heiliges Jahr, ist ein Ereignis, das die vielgesichtige Natur des gegenwärtigen Katholizismus deutlich werden lässt. Das „Jubeljahr“ des Vatikans macht sehr deutlich, was die vorherrschenden Tendenzen im Katholizismus heute sind und wie die Nahziele in Richtung Katholizität aussehen. 

    Evangelikale Unterschiede zum Katholizismus 
     
  7. Wenn Evangelikale ein besseres Verständnis des Katholizismus gewinnen wollen, müssen sie ihre eigene Identität gut kennen: Ein angemessenes Verständnis des Katholizismus gibt es nicht ohne ein angemessenes Verständnis des evangelikalen Glaubens. Eine klare Position hinsichtlich des einen verlangt eine klare Position hinsichtlich des anderen.
  8. Obwohl es viele Unterschiede auf vielen Ebenen zwischen dem Katholizismus und dem evangelikalen Glauben gibt, haben diese alle miteinander zu tun und gehen, wenn man der Sache auf den Grund geht, auf eine radikal unterschiedliche Grundorientierung zurück. Es geht um eine Unterschiedlichkeit, die nicht nur psychologisch, historisch oder kulturell erklärt werden kann und die auch nicht nur aus unterschiedlichen Lehrbetonungen stammt, die etwa komplementär gesehen werden könnten. Die Unterschiedlichkeit ist bereits auf der Ebene der Voraussetzungen gegeben, und dies beeinflusst und bestimmt notwendigerweise sowohl die Ziele, als auch die Methoden der beiden Konfessionen.
  9. Die Lehrübereinstimmung zwischen Katholiken und Evangelikalen, die sich im gemeinsamen Stehen zu den Bekenntnissen und Konzilen der ersten fünf Jahrhunderte zeigt, ist keine ausreichende Basis um zu sagen, dass es eine Übereinstimmung hinsichtlich der wesentlichen Punkte des Evangeliums gebe. Zudem legen die Entwicklungen in der Katholischen Kirche der folgenden Jahrhunderte den Verdacht nahe, dass dieses Einstehen mehr formal als substantiell sein könnte. Die gleiche Beobachtung könnte gemacht werden, wenn es um die Übereinstimmungen zwischen Evangelikalen und Katholiken in ethischen und sozialen Fragen geht. Es gibt da eine ähnliche Perspektive, die in der Allgemeinen Gnade begründet ist sowie in dem Einfluss, den das Christentum insgesamt im Lauf der Geschichte ausgeübt hat. Weil Theologie und Ethik aber nicht getrennt werden können, lässt sich nicht sagen, dass es eine gemeinsame ethische Sicht gibt – die zu Grunde liegenden Theologien sind wesentlich unterschiedlich. Wenn es also kein grundlegendes Einverständnis hinsichtlich der Grundlagen des Evangeliums gibt, sind solche Übereinstimmungen, selbst wenn es in ethischen Fragen Ähnlichkeiten geben mag, eher formaler als substantieller Natur. 
  10. Der entscheidende Punkt ist, dass die während der Reformation des 16. Jahrhunderts wiederentdeckte biblische Lehre hinsichtlich des „sola, solus“ als dem Kernstück des Evangeliums für ein evangelikales Verständnis „nicht verhandelbar“ ist. Die Schrift allein, Christus allein, Gnade allein, Gott allein die Ehre – diese Aussagen alle stellen die Kriterien dar für die Beschäftigung mit dem Katholizismus sowie das hermeneutische Prinzip, das angewandt werden sollte zur Interpretation dessen, was die Römisch Katholische Kirche bewegt. Auf der Basis des sola, solus erweist sich die Distanz, die den zeitgenössischen Katholizismus vom evangelikalen Glauben trennt, als nicht geringer, als dies zur Zeit der protestantischen Reformation der Fall war. Tatsächlich fährt der Katholizismus auch nach dem Ersten und Zweiten Vatikanischen Konzil fort, der Schrift die Autorität der Tradition und des Lehramts hinzuzufügen; Christus hat er die Kirche als Fortsetzung der Inkarnation hinzugefügt; der Gnade hat er die Notwendigkeit von Wohltaten hinzugefügt, die durch das sakramentale Amt der Kirche empfangen werden; dem Glauben hat er die Heilsnotwendigkeit von guten Werken hinzugefügt; der Anbetung Gottes hat er die Verehrung einer Schar anderer Gestalten hinzugefügt, die von der Anbetung des einzigen wahren Gottes nur ablenken. Verglichen mit dem Römischen Katholizismus zur Zeit von Trient ist der Kontrast in wichtigen Fragen heute zwar weniger scharf hervorgehoben, aber es hat keine grundlegende Veränderung gegeben. Die Exklusivität, die der evangelikale Glaube hinsichtlich der wesentlichen Elemente des Evangeliums vertritt, muss als Alternative zum katholischen Angebot einer allumfassenden Katholizität gesehen werden.
  11. Der gegenwärtige Schwall an Aktivitäten im zeitgenössischen Katholizismus (Rückkehr zur Bibel, liturgische Erneuerung, Aufwertung der Laien, Charismatische Bewegung, usw.) zeigt in sich selbst noch nicht, dass es Hoffnung auf eine Reformation im evangelischen Sinn innerhalb der Katholischen Kirche geben könnte. Erst wenn diese Entwicklungen die Strukturelemente verändern würden, die dem Wesen des Katholizismus zu Grunde liegen, indem sie diesen nicht erweitern, sondern im Licht Gottes reinigen würden, hätten sie eine wahrhaft reformatorische Funktion. Im heutigen Szenario scheinen diese Bewegungen aber, so interessant sie sind, doch eher die Sache der Katholizität als die der Reformation zu befördern. 

    Beziehungen mit Katholiken 
     
  12. Was für die Katholische Kirche als eine lehrmäßige und institutionelle Realität gilt, trifft nicht notwendig auf individuelle Katholiken zu. Gottes Gnade wirkt in Männern und Frauen, die – obwohl sie sich als Katholiken betrachten mögen – ihr Vertrauen auf Gott allein setzen, eine persönliche Beziehung zu ihm pflegen, die Schrift lesen und ein christliches Leben führen. Diese Leute sollten allerdings ermutigt werden einmal zu durchdenken, ob ihr Glaube tatsächlich zur Mitgliedschaft in der Katholischen Kirche passt. Ihnen muss geholfen werden, selbstkritisch verbleibende katholische Elemente in ihrem Denken im Licht des Wortes Gottes zu überprüfen. 
  13. Bei der Erfüllung des Kulturauftrags kann es Momente des Kontakts geben, in denen es zu Zusammenarbeit und gemeinsamer Aktion zwischen Evangelikalen und Katholiken kommt, wie dies in der Tat auch zwischen Evangelikalen und Menschen anderer religiöser oder ideologischer Orientierung möglich ist. Wo es um gemeinsame Werte in ethischen, sozialen, kulturellen und politischen Angelegenheiten geht, sind Formen von Kampfgemeinschaften zu befürworten. Diese notwendigen und unausweichlichen Kooperationsformen sollten aber weder als ökumenische Initiativen angesehen, noch als Indiz für die Wiederherstellung eines Lehrkonsens konstruiert werden. 
  14. Die Erfüllung des Missionsbefehls erfordert, dass seine Missionare aus der Gemeinschaft der Glaubenden kommen und vereint sind in dem gemeinsamen Bekenntnis des Glaubens hinsichtlich all der fünf „solus“ der Reformation. In diesem Sinn muss jegliche evangelistische Aktivität, zuhause wie in Übersee, in der es Kooperation zwischen Katholiken und Evangelikalen gibt, ernsthaft überprüft werden. Ein zuverlässiges Zeugnis des Auferstandenen muss allen Männern und Frauen überall gegeben werden, gleichgültig welche religiöse Zugehörigkeit sie haben. 
  15. Der Römische Katholizismus ist eine Realität, die ernsthaft studiert und überprüft werden muss. Die grundlegende Unterschiedlichkeit zwischen Katholizismus und evangelikalem Glauben ist kein Grund, die Entwicklungen innerhalb des Katholizismus zu ignorieren, eine arrogante Haltung zu pflegen oder maßlos polemisch zu sein. So weit wie möglich sollte eine offene, direkte und konstruktive Auseinandersetzung mit dem Katholizismus gesucht werden, vor allem hinsichtlich der Grundorientierung der beiden Konfessionen. Dabei sollte, was gegenwärtig „Dialog“ genannt wird, nicht als eine ökumenische Aktivität eingestuft werden, sondern schlicht als Ausdruck des Bestrebens zu verstehen und zu bezeugen. 

Padua, 10./11. September 1999

Übersetzung: Helge Stadelmann (Bibelbund)

DIE BERLINER ERKLÄRUNG (1909) 

Die unterzeichnenden Brüder erheben warnend ihre Stimme gegen die sogen. Pfingstbewegung.

  1. Wir sind nach ernster gemeinsamer Prüfung eines umfangreichen und zuverlässigen Materials vor dem Herrn zu folgendem Ergebnis gekommen:
    a) Die Bewegung steht im untrennbarem Zusammenhang mit der Bewegung von Los Angeles, Christiania, Hamburg, Kassel, Großalmerode. Die Versuche, diesen Zusammenhang zu leugnen, scheitern an den vorliegenden Tatsachen
    b) Die sogenannt Pfingstbewegung ist nicht von oben, sondern von unten; sie hat viele Erscheinungen mit dem Spiritismus gemein. Es wirken in ihr Dämonen, welche, vom Satan mit List geleitet, Lüge und Wahrheit vermengen, um die Kinder Gottes zu verführen. In vielen Fällen haben sich die sogenannt „Geistbegabten“ nachträglich als besessen erwiesen.
    c) An der Überzeugung, dass diese Bewegung von unten her ist, kann uns die persönliche  Treue und Hingebung einzelner führender Geschwister nicht irre machen, auch nicht die Heilungen, Zungen, Weissagungen usw., von denen die Bewegung begleitet ist. Schon oft sind solche Zeichen mit ähnlichen Bewegungen verbunden gewesen, z.B. mit dem Irvingianismus, ja selbst mit der „christlichen Wissenschaft“ (Christian Science) und dem Spiritismus.
    d) Der Geist in dieser Bewegung bringt geistige und körperliche Machtwirkungen hervor, dennoch ist es ein falscher Geist. Er hat sich als solcher entlarvt. Die hässlichen Erscheinungen wie Hinstürzen, Gesichtszuckungen, Zittern, Schreien, widerliches, lautes Lachen usw. treten auch diesmal in Versammlungen auf. Wir lassen dahingestellt, wie viel davon dämonisch, wie viel hysterisch oder seelisch ist - gottgewirkt sind solche Erscheinungen nicht.
    e) Der Geist dieser Bewegung führt sich durch das Wort Gottes ein, drängt es aber in den Hintergrund durch sogenannte „Weissagungen“. Vergl. 2. Chron. 18,18-22. Überhaupt liegt in diesen Weissagungen eine große Gefahr; nicht nur haben sich in ihnen handgreifliche Widersprüche herausgestellt, sondern sie bringen da und dort Brüder und ihre ganze Arbeit in sklavische Abhängigkeit von diesen „Botschaften“. In der Art ihrer Übermittlung gleichen die letzteren den Botschaften spiritistischer Medien. Die Übermittler sind meist Frauen. Das hat an verschiedenen Punkten der Bewegung dahin geführt, dass gegen die klaren Weissagungen der Schrift Frauen, sogar junge Mädchen, leitend im Mittelpunkt stehen.
  2. Eine derartige Bewegung als von Gott geschenkt anzuerkennen, ist uns unmöglich. Es ist natürlich nicht ausgeschlossen, dass in den Versammlungen die Verkündigung des Wortes Gottes durch die demselben innewohnende Kraft Früchte bringt. Unerfahrene Geschwister lassen sich durch solche Segnungen des Wortes Gottes täuschen. Diese ändern aber an dem Lügencharakter der ganzen Bewegung nichts, vergl. 2. Kor. 11,3.4.14.
  3. Die Gemeinde Gottes in Deutschland hat Grund, sich tief zu beugen darüber, dass diese Bewegung Aufnahme finden konnte. Wir alle stellen uns wegen unserer Mängel und Versäumnisse, besonders auch in der Fürbitte, mit unter diese Schuld. Der Mangel an biblischer Erkenntnis und Gründung, an heiligem Ernste und Wachsamkeit, eine oberflächliche Auffassung von Sünde und Gnade, von Bekehrung und Wiedergeburt, eine willkürliche Auslegung der Bibel, die Lust an neuen aufregenden Erscheinungen, die Neigung zu Übertreibungen, vor allem aber auch Selbstüberhebung, - das alles hat dieser Bewegung die Wege geebnet.
  4. Insonderheit aber ist die unbiblische Lehre vom sogenannt „reinen Herzen“ für viele Kreise verhängnisvoll und für die sogenannte Pfingstbewegung förderlich geworden. Es handelt sich dabei um den Irrtum, als sei die „innewohnende Sünde“ in einem begnadigten und geheiligten Christen ausgerottet. Wir halten fest an der Wahrheit, dass der Herr die Seinigen vor jedem Straucheln und Fallen bewahren will und kann (1. Thess. 5,23; Jud. 24.25; Hebr. 13,21) und dass dieselben Macht haben, durch den Heiligen Geist über die Sünde zu herrschen. Aber ein „reines“ Herz, das darüber hinausgeht, auch bei gottgeschenkter, dauernder Bewahrung mit Paulus demütig sprechen zu müssen: „Ich bin mir selbst nichts bewusst, aber dadurch bin ich nicht gerechtfertigt“, empfängt der Mensch überhaupt auf Erden nicht. Auch der gefördertste Christ hat sich zu beugen vor Gott, der allein Richter ist über den wahren Zustand der Herzen, vergl. 1. Kor. 4,4. „Wenn wir sagen, dass wir keine Sünde haben, so verführen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns“, 1. Joh. 1,8.
    In Wahrheit empfängt der Gläubige in Christo ein fleckenlos gereinigtes Herz, aber die Irrlehre, dass das Herz in sich einen Zustand der Sündlosigkeit erreichen könne, hat schon viele Kinder Gottes unter den Fluch der Unaufrichtigkeit gegenüber der Sünde gebracht, hat sie getäuscht über Sünden, die noch in ihrer Gedankenwelt, in ihren Versäumnissen oder in ihrem Zurückbleiben hinter den hohen Geboten Gottes in ihrem Leben liegen. Es kann nicht genug ermahnt werden, für die Sünde ein Auge sich zu bewahren, welches nicht getrübt ist durch eine menschlich gemachte Heiligung oder durch eine eingebildete Lehre von der Hinwegnahme der Sündennatur. Mangelnde Beugung über eigene Sünde verschließt den Weg zu neuen Segnungen und bringt unter den Einfluss des Feindes. Traurige Erfahrungen in der Gegenwart zeigen, dass da, wo man einen Zustand von Sündlosigkeit erreicht zu haben behauptet, der Gläubige dahin kommen kann, dass er nicht mehr fähig ist, einen Irrtum zuzugeben, geschweige denn zu bekennen. Eine weitere traurige Folge falscher Heiligungslehre ist die mit ihr verbundene Herabsetzung des biblischen, gottgewollten ehelichen Lebens, indem man mancherorts den ehelichen Verkehr zwischen Mann und Frau als unvereinbar mit wahrer Heiligung hinstellt, vgl. 1. Mose 1,28 und Eph. 5,31.
  5. In der sogenannten „Pfingstbewegung“ steht in Deutschland Pastor Paul als Führer vor der Öffentlichkeit. Er ist zugleich der Hauptvertreter der vorstehend abgewiesenen unbiblischen Lehren. Wir lieben ihn als Bruder und wünschen, ihm und der Schar seiner Anhänger in Wahrheit zu dienen. Es ist uns ein Schmerz, gegen ihn öffentlich Stellung nehmen zu müssen. An Aussprachen mit ihm und an Ermahnungen im engeren und weiteren Brüderkreise hat es nicht gefehlt. Nachdem alles vergeblich war, müssen wir nun um seinet- und der Sache Gottes willen hiermit aussprechen: Wir, die unterzeichnenden Brüder, können ihn als Führer und Lehrer in der Gemeinde Jesu nicht mehr anerkennen. Wir befehlen ihn in Liebe, Glaube und Hoffnung der zurechtbringenden Gnade des Herrn.
  6. Wir glauben, dass es nur ein Pfingsten gegeben hat, Apostelgeschichte 2. Wir glauben an den Heiligen Geist, welcher in der Gemeinde Jesu bleiben wird in Ewigkeit, vgl. Joh. 14,16. Wir sind darüber klar, dass die Gemeinde Gottes immer wieder erneute Gnadenheimsuchungen des Heiligen Geistes erhalten hat und bedarf. Jedem einzelnen gilt die Mahnung des Apostels: „Werdet voll Geistes!“ Epheser 5,18. Der Weg dazu ist und bleibt völlige Gemeinschaft mit dem gekreuzigten, auferstandenen und erhöhten Herrn. In ihm wohnt die Fülle der Gottheit leibhaftig, aus der wir nehmen Gnade um Gnade. Wir erwarten nicht ein neues Pfingsten; wir warten auf den wiederkommenden Herrn. Wir bitten hierdurch alle unsere Geschwister um des Herrn und seiner Sache willen, welche Satan verderben will: Haltet euch von dieser Bewegung fern! Wer aber von euch unter die Macht dieses Geistes geraten ist, der sage sich los und bitte Gott um Vergebung und Befreiung. Verzaget nicht in den Kämpfen, durch welche dann vielleicht mancher hindurchgehen wird. Satan wird seine Herrschaft nicht leichten Kaufes aufgeben. Aber seid gewiss: Der Herr trägt hindurch! Er hat schon manchen frei gemacht und will euch die wahre Geistesausrüstung geben.
    Unsere feste Zuversicht in dieser schweren Zeit ist diese: Gottes Volk wird aus diesen Kämpfen gesegnet hervorgehen! Das dürft auch ihr, liebe Geschwister euch sagen, die ihr erschüttert vor den Tatsachen steht, vor welche unsere Worte euch stellen. Der Herr wird den Einfältigen und Demütigen Licht geben und sie stärken und bewahren. Wir verlassen uns auf Jesum, den Erzhirten. Wenn jeder dem Herrn und seinem Worte den Platz einräumt, der ihm gebührt, so wird ER das Werk seines Geistes, das Er in Deutschland so gnadenreich angefangen hat, zu seinem herrlichen, gottgewollten Ziele durchführen. Wir verlassen uns auf Ihn, der da spricht: „Meine Kinder und das Werk meiner Hände lasset mir anbefohlen sein!“ Jesaja 45,11.

Berlin, den 15. September 1909

[Unterschriften:]

Bähren, Bielefeld; Bartsch, Charlottenburg; Blecher, Friedrichshagen; Broda, Gelsenkirchen; A. Dallmeyer, Leipzig; Dolmann, Wandsbek; Engel, Neurode; Evers, Rixdorf; Frank, Hamburg; Grote, Oberfischbach; Hermann, Berlin; Heydorn, Frankfurt a. Oder; Huhn, Freienwalde a. Oder; Ihloff, Neumünster; Jörn, Berlin; Kmitta, Preuss.-Bahnau; Knippel, Duisburg; Köhler, Berlin; Graf Korff, Bielefeld; Kühn, Gr. Lichterfelde; Lammert, Berlin; Lohe, Breslau; K. Mascher, Steglitz; Fr. Mascher, Lehe i. Bielefeld; Meister, Waldenburg i. Schlesien; Merten, Elberfeld; Michaelis, Bielefeld; Freiherr v. Patow, Zinnitz; Rohrbach, Charlottenburg; von Rot(h)kirch, Berlin; Rudersdorf, Düsseldorf; Ruprecht, Herischdorf; Sartorius, Sterbfritz; Scharwächter, Leipzig; Schiefer, Neukirchen; Schopf,Witten a. d. Ruhr; Schrenk, Barmen; Schütz, Berlin; Schütz, Rawitsch; Seitz, Teichwolframsdorf; Simoleit, Berlin; Stockmayer, Hauptweil; Freiherr von Thiele-Winckler, Rothenmoor; Thiemann, Marklissa; von Tres(c)kow, Camenz i. Schlesien; Freiherr von Thümmler, Selka; M. Urban, Kattowitz; Urbschat, Hela; Vasel, Königsberg; von Viebahn, Stettin; Wächter, Frankfurt a. Main; Wallraff, Berlin; Warns, Berlin; Wittekindt, Wernigerode a. Harz; Wüsten, Görlitz; von Zastrow, Gr. Breesen

Chicago-Erklärung  

zur Glaubwürdigkeit der Bibel (1979)

 die ungekürzte Erklärung ist hier online verfügbar
 

Artikel 1 
Wir bekennen, dass die Heilige Schrift als das autoritative Wort Gottes anzun ehmen ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass die Schrift ihre Autorität von der Kirche, der Tradition oder irgendeiner anderen menschlichen Quelle erhielte. 

 

Artikel 2 
Wir bekennen, dass die Schrift die höchste schriftliche Norm ist, durch die Gott das Gewissen bindet und dass die Autorität der Kirche derjenigen der Schrift untergeordnet ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass kirchliche Bekenntnisse, Konzilien oder Erklärungen eine höhere oder gleichrangige Autorität gegenüber der Autorität der Bibel hätten. 

 

Artikel 3 
Wir bekennen, dass das geschriebene Wort in seiner Gesamtheit von Gott gegebene Offenbarung ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, daß die Bibel lediglich ein Zeugnis von der Offenbarung sei oder nur durch die Begegnung mit ihr Offenbarung werde oder dass sie in ihrer Gültigkeit von einer Antwort des Menschen abhängig sei. 

 

Artikel 4 
Wir bekennen, dass Gott, der die Menschheit in seinem Bild geschaffen hat, die Sprache als Mittel seiner Offenbarung benutzt hat. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass die menschliche Sprache durch unsere Kreatürlichkeit so begrenzt sei, daß sie als Träger göttlicher Offenbarung ungeeignet sei. Wir verwerfen ferner die Auffassung, dass die Verdorbenheit der menschlichen Kultur und Sprache durch Sünde Gottes Werk der Inspiration vereitelt habe. 

 

Artikel 5 
Wir bekennen, dass Gottes Offenbarung in der Heiligen Schrift eine fortschreitende Offenbarung war. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass eine spätere Offenbarung, die eine frühere Offenbarung erfüllen mag, diese jemals korrigiere oder ihr widerspräche. Wir verwerfen ferner die Auffassung, dass irgendeine normative Offenbarung seit dem Abschluss des neutestamentlichen Kanons gegeben worden sei. 

 

Artikel 6 
Wir bekennen, dass die Schrift als Ganzes und alle ihre Teile bis zu den Worten des Urtextes von Gott durch göttliche Inspiration gegeben wurden. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass die Inspiration der Schrift in ihrer Ganzheit ohne ihre Teile oder in einigen Teilen ohne ihre Ganzheit recht bekannt werden könne. 

 

Artikel 7 
Wir bekennen, dass die Inspiration jenes Werk war, in dem Gott uns durch seinen Geist durch menschliche Schreiber sein Wort gab. Der Ursprung der Schrift ist Gott selbst. Die Art und Weise der göttlichen Inspiration bleibt zum größten Teil ein Geheimnis für uns. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass Inspiration auf menschliche Einsicht oder einen höheren Bewusstseinszustand irgendeiner Art reduziert werden könne. 

 

Artikel 8 
Wir bekennen, dass Gott in seinem Werk der Inspiration die charakteristischen Persönlichkeiten und literarischen Stile der Schreiber, die er ausgewählt und zugerüstet hatte, benutzte. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass Gott die Persönlichkeit dieser Schreiber ausgeschaltet habe, als er sie dazu veranlasste, genau die Worte zu gebrauchen, die er ausgewählt hatte. 

 

Artikel 9 
Wir bekennen, dass die Inspiration zwar keine Allwissenheit verlieh, aber wahre und zuverlässige Aussagen über alle Dinge, über welche die biblischen Autoren auf Gottes Veranlassung hin sprachen und schrieben, garantierte. Wir verwerfen die Auffassung, dass die Begrenztheit oder das Gefallensein dieser Schreiber notwendigerweise oder auf andere Weise Verzerrungen oder Fehler in Gottes Wort eingeführt habe. 

 

Artikel 10 
Wir bekennen, dass die Inspiration streng genommen nur auf den autographischen Text der Schrift zutrifft, der aber durch die Vorsehung Gottes anhand der zur Verfügung stehenden Handschriften mit großer Genauigkeit ermittelt werden kann. Wir bekennen ferner, dass Abschriften und Übersetzungen der Schrift soweit Gottes Wort sind, als sie das Original getreu wiedergeben. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass irgendein wesentlicher Bestandteil des christlichen Glaubens von dem Fehlen von Autographen betroffen sei. Wir verwerfen ferner die Ansicht, dass ihr Fehlen die Verteidigung der biblischen Irrtumslosigkeit nichtig oder unerheblich mache. 

 

Artikel 11 
Wir bekennen, dass die Schrift unfehlbar ist, da sie durch göttliche Inspiration vermittelt wurde, so dass sie, da sie weit davon entfernt ist, uns irrezuführen, wahr und zuverlässig in allen von ihr angesprochenen Fragen ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass es möglich sei, dass die Bibel zur gleichen Zeit unfehlbar ist und sich in ihren Aussagen irrt. Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit dürfen unterschieden, nicht aber voneinander getrennt werden. 

 

Artikel 12 
Wir bekennen, dass die Schrift in ihrer Gesamtheit irrtumslos und damit frei von Fehlern, Fälschungen oder Täuschungen ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass sich die biblische Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit auf geistliche, religiöse oder die Erlösung betreffende Themen beschränke und Aussagen im Bereich der Geschichte und Naturwissenschaft davon ausgenommen seien. Wir verwerfen ferner die Ansicht, dass wissenschaftliche Hypothesen über die Erdgeschichte mit Recht dazu benutzt werden dürften, die Lehre der Schrift über Schöpfung und Sintflut umzustoßen. 

 

Artikel 13 
Wir bekennen, dass es angemessen ist, Irrtumslosigkeit als theologischen Begriff für die vollständige Zuverlässigkeit der Schrift zu gebrauchen. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass es angemessen sei, die Schrift anhand von Maßstäben für Wahrheit und Irrtum zu messen, die ihrem Gebrauch und ihrem Zweck fremd sind. Wir verwerfen ferner, dass die Irrtumslosigkeit von biblischen Phänomenen wie dem Fehlen moderner technischer Präzision, Unregelmäßigkeiten der Grammatik oder der Orthographie, Beschreibung der Natur nach der Beobachtung, Berichte über Unwahrheiten, dem Gebrauch von Übertreibungen oder gerundeten Zahlen, thematischer Anordnung des Stoffes, unterschiedlicher Auswahl des Materials in Parallelberichten oder der Verwendung freier Zitate in Frage gestellt werde. 

 

Artikel 14 
Wir bekennen die Einheit und innere Übereinstimmung der Schrift. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass angebliche Fehler und Widersprüche, die bis jetzt noch nicht gelöst wurden, den Wahrheitsanspruch der Bibel hinfällig machen würden. 

 

Artikel 15 
Wir bekennen, dass die Lehre von der Irrtumslosigkeit in der Lehre der Bibel über die Inspiration gegründet ist. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass man die Lehre Jesu über die Schrift mit dem Hinweis auf eine Anpassung [an die Hörer] oder auf irgendeine natürliche Begrenztheit seines Menschseins abtun könne. 

 

Artikel 16 
Wir bekennen, dass die Lehre von der Irrtumslosigkeit ein integraler Bestandteil des Glaubens der Kirche in ihrer Geschichte war. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass die Irrtumslosigkeit eine Lehre sei, die der scholastische Protestantismus erfand oder eine reaktionäre Position sei, die als Reaktion auf die negative Bibelkritik postuliert wurde. 

 

Artikel 17 
Wir bekennen, dass der Heilige Geist Zeugnis für die Schrift ablegt und den Gläubigen die Zuverlässigkeit des geschriebenen Wort Gottes versichert. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass dieses Zeugnis des Heiligen Geistes von der Schrift isoliert sei oder gegen die Schrift wirke. 

 

Artikel 18 
Wir bekennen, dass der Text der Schrift durch grammatisch-historische Exegese auszulegen ist, die die literarischen Formen und Wendungen berücksichtigt, und dass die Schrift die Schrift auslegt. 

Wir verwerfen die Berechtigung jeder Behandlung des Textes und jeder Suche nach hinter dem Text liegenden Quellen, die dazu führen, dass seine Lehren relativiert, für ungeschichtlich gehalten oder verworfen oder seine Angaben zur Autorschaft abgelehnt werden. 

 

Artikel 19 
Wir bekennen, dass ein Bekenntnis der völligen Autorität, Unfehlbarkeit und Irrtumslosigkeit der Schrift für ein gesundes Verständnis des ganzen christlichen Glaubens lebenswichtig ist. Wir bekennen ferner, dass solch ein Bekenntnis dazu führen sollte, dass wir dem Bild Christi immer ähnlicher werden. 

Wir verwerfen die Auffassung, dass ein solches Bekenntnis zum Heil notwendig sei. Wir verwerfen jedoch darüber hinaus auch die Auffassung, dass die Irrtumslosigkeit ohne schwerwiegende Konsequenzen, sowohl für den einzelnen, als auch für die Kirche, verworfen werden könne.